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Einmalige heftige Prellung (Kontusion) des Ellennervs
Der Ellennerv kann aus einer Vielzahl von inneren Ursachen geschädigt werden. Zwischen Berufsgenossenschaften und anderen Versicherungen einerseits und Geschädigten ist oft strittig, ob der Schaden an einem Ellennerv durch ein einzelnes Kontusionstrauma zustande gekommen ist.
Nahezu jeder hat bereits einmal eine Kontusion des Ellennervs erlebt. Die im Volksmund sprichwörtliche Bezeichnung des “Musikantenknochens“ oder des “elektrischen Knochens“ ist ein Indiz dafür.
Kommt es zu einer Kontusion des Ellennervs (N. ulnaris) in der Ellenrinne, so spürt der Betreffende einen elektrischen Schlag an der Schädigungsstelle sowie meist auch Missempfindungen im Bereich des Unterarms und besonders der Ellen seitigen Handregion (Versorgungsgebiet des Ellennervs).
Die ganz überwiegende Zahl aller direkten Kontusionen des Ellennervs klingt bereits nach wenigen Minuten, allenfalls Tagen, ab und es verschwinden die Symptome der Kontusion, ein Dauerschaden ist nicht festzustellen
Liegen nun gleichzeitig Schädigungen am Ellenerven vor, so sind Betroffene oft zutiefst davon überzeugt, dass ihre später festgestellte Schädigung am Ellennerv Folge eines bestimmten Unfalls ist.
Als ärztlicher Gutachter gilt es nun die relativ seltenen Dauerschädigungen nach einer schweren Kontusion von Schäden am Ellennerv infolge innerer Ursache abzugrenzen.
A) Unfallhergang
Beim Unfallhergang ist zu berücksichtigen, dass ein heftiges, direkt den Ellennerv treffendes Ereignis vorliegt. Ein einfaches Aufstützen oder Fallen auf den Unterarm ist hier nicht geeignet, eine dauerhafte Schädigung am Ellennerv herbeizuführen.
Allerdings kann eine direkte Kontusion, beispielsweise mit einer Tischkante oder einem anderen kantigen Gegenstand, direkt auf den Ellenerv einwirken und diesen Ellenerv derart abquetschen, dass eine Dauerschädigung resultiert. Hier ist die ärztliche Dokumentation bei der Beurteilung von entscheidender Bedeutung. Die weitgehende Sensibilitätsminderung oder zumindest sehr starke Missempfindungen müssen ebenso dokumentiert sein, wie der elektrisierende Schmerz an der Schädigungsstelle.
B) Untersuchungsbefund
Bei der ärztlichen Untersuchung kann der Ellennerv in der Ellenrinne gut ertastet werden. Er kann zusätzlich auch sonographisch dargestellt werden.
Hier können bei Tastuntersuchung knotenartige Verdickungen festgestellt werden. Solche knotenartigen Verdickungen mit verbliebenen elektrisierenden Schmerzen an dieser Stelle (Hoffmann Tinel’sches Zeichen) sprechen für eine direkte Kontusionsschädigung.
C) Intraoperativer Befund
Bei der Operation spricht eine neuromartige Verdickung des Nervs für eine direkte Kontusionsschädigung verdickte Bandverbindungen im Bereich des Daches der Ellenrinne oder auch verdickte Bandverbindungen in der körpernahen Ellen seitigen Muskulatur sprechen für eine innere Ursache der Schädigung des Ellennervs.
Die Abb. zeigt den Nervus ulnaris bei einem Patienten, bei dem erste Beschwerden nach einem Stoß des Ellenbogens gegen eine Werkbank erstmals auftraten.
Der intraoperative Befund zeigt keine Auffälligkeiten am Nerv. Dies spricht gegen eine Nervenschädigung durch eine einmalige heftige Prellung
D) Vergleich mit der anderen Seite
Hier ist eine elektroneurographische Untersuchung notwendig. Eine beidseitige Schädigung des Ellennervs spricht sicherlich gegen ein direktes Kontusionstrauma und für eine Ursache aus innerer Veranlagung (auch wenn der Schweregrad der Schädigung des Ellenerven im Seitenvergleich differiert).
in Kürze:
Im Hinblick auf die Zusammenhangsfrage ist die (einmalige) heftige Prellung des Ellennerven oft schwierig zu beurteilen:
Auch ohne den Hintergrund einer Versicherungsleistung berichten Betroffen immer wieder einmal, dass ihre Beschwerden erstmals nach einer heftigen Prellung begannen.
Die Zusammenhangsfrage ist hier nur unter Beachtung einer Vielzahl von Mosaiksteinen – ganz besonders aber unter Würdigung der anatomischen Situation der Gegenseite – zu beantworten